Leben im Sechseck

Baden-Baden, im April 24 – Vorgelagerte Fassaden in Wabenstruktur sind in der Architektur bekannt. Mit dem Wabenhaus im Münchner Stadtteil Riem allerdings geht Peter Haimerl Architektur einen Schritt weiter, genauer gesagt: ins Innere des Baukörpers. Der Architekt verlagert die Hexagonalstruktur nach innen und erklärt sie zum Bauprinzip: durchgesteckte Sechseckröhren, die zu einem großen Cluster gestapelt eine Art Bienenstock ergeben. Den zuverlässigen Anschluss der Fertigteilbalkone an die Waben sichert das tragende Wärmedämmelement Schöck Isokorb. Darüber hinaus trennt es die Bauteile thermisch, so dass Wärmebrücken auf ein Minimum reduziert werden – und ist damit ein essenzieller Baustein bei der Umsetzung des Gebäudes im Passivhausstandard.

Für das Baufeld in der Münchner Den-Haag-Straße hatte sich die Bauherrin Wogeno München eG einen städtebaulich und architektonisch besonderen Beitrag vorgenommen: An diesem Ort sollte ein experimenteller Wohnbau entstehen, der einen Kontrast zu den gleichförmigen Bestandsbauten des Viertels setzt. Der moderne, wie provokante Entwurf des vielfach ausgezeichneten Architekten Peter Haimerl interpretiert das auf ungewohnte Weise und bricht dabei radikal mit der quaderförmigen, standardisierten Gebäudestruktur – dem „Schachtelbau“, wie er es nennt: „Wir wollten bewusst andere Wohn- und Raumkonfigurationen anbieten. Die in der Natur weit verbreitete Hexagonalstruktur erlaubt vielfältige Kombinationsmöglichkeiten von Raumeinheiten, Clustern und räumlichen Verflechtungen“.

Wabenstruktur befriedigt neue Wohnbedürfnisse

Die Wabe als Symbol für gemeinschaftliches Wohnen biete sich an, um Wohnlandschaften zu beleben und miteinander zu verweben. „Die Zeiten haben sich geändert und mit ihr unsere Art zu wohnen. Es geht nicht mehr darum, Bücherschränke aufzustellen, sondern optimale atmosphärische Wohnräume zu schaffen“, so Haimerl. Die Flächennutzung im Wabenhaus ist daher innovativ und fließend: jeder Raum ragt in einen anderen hinein, Wände verschwinden oder werden zu Verbindungstreppen und Raumtaschen. Senkrechte Wände oder ein klassisches Treppenhaus gibt es im Wabenhaus nicht – standardmäßig bildet eine Wabe eine Wohnung. Darüber hinaus gibt es größere Wohnungen, die über zwei Geschosse reichen. In diesen werden kleinere Wohneinheiten und eine Groß-WG realisiert. Im Erdgeschoss ist ein Quartiersladen für die Hausgemeinschaft und das Stadtviertel geplant, den die Bewohner betreiben und nutzen.

Split-Level-Bauweise der anderen Art

„Durch die Sechseckform ergibt sich eine Split-Level-Bauweise mit mehreren, auf halber Etagenhöhe zueinander versetzte Ebenen. Die Trennung der versetzten Halbgeschosse erfolgt dabei – sechseckbedingt – über schräge und nicht über senkrechte Wände“, erklärt Projektleiter und Geschäftsführer Thomas Beck vom verantwortlichen Planungsbüro a.k.a. ingenieure Beck Hintermann v. Kameke PartGmbB aus München. Die Waben bestehen aus horizontalen Ortbetondecken und schrägen Halbfertigteilen. Der Vielfalt und Variabilität sind dabei fast keine Grenzen gesetzt. Die Umsetzung des Wabenhauses erfolgte in konventioneller Massivbauweise. Eine spezielle Konstruktion erforderte lediglich der Anschluss der Balkone, über die jede Wabe nach West und Ost verfügt.

Schöck Isokorb – für jede Anforderung die passende Lösung

Die Fertigteilbalkone sind 3 Meter breit und 1,50 Meter tief. „Um sie an den Waben zu verankern, mussten wir sie mit sogenannten Schenkeln ausführen“, erklärt Thomas Beck. Diese Schenkel streben rechts- und linksseitig nach unten, in einer Tiefe von 1,50 Meter und einer Länge von 2,70 Meter. Dadurch reduzierte sich jedoch die übliche Anschlusslänge und das Gesamtgewicht des Balkons erhöhte sich – mit weitreichenden Folgen für den Balkonanschluss, wie Thomas Beck berichtet: „Zur Übertragung der Kräfte reichte der klassische Isokorb, den wir ansonsten bei unseren Projekten immer einsetzen, daher nicht aus.“ Verschiedene Überlegungen, die Balkone stattdessen beispielsweise in Stahl auszuführen, wurden aus wirtschaftlichen wie auch aus ästhetischen Gründen verworfen.

Die individuelle Lösung fanden die Tragwerksplaner schließlich im tragenden Wärmedämmelement Schöck Isokorb XT Typ Q-P in Kombination mit Isokorb XT Typ H. Isokorb XT Typ Q-P nimmt positive Querkräfte bei punktueller Auflagerung auf, Isokorb XT Typ H planmäßig Horizontalkräfte parallel und senkrecht zur Dämmebene. Typ H darf dabei nur in Verbindung mit anderen Isokorb Typen, die Momente oder Querkräfte übertragen, eingesetzt werden. Rund 200 Stück Isokorb wurden insgesamt zum Anschluss der 22 Balkone und Vordächer eingesetzt.

Dämmung im Passivhausstandard

Neben dem statisch sicheren Anschluss der Balkone sorgt Schöck Isokorb im Wabenhaus als tragendes Wärmedämmelement zudem für die thermische Trennung der Bauteile. Wärmebrücken und die daraus entstehenden erhöhten Heizwärmeverluste und Bauschäden durch feuchte Wände und Schimmelpilzbildung werden dadurch auf ein Minimum reduziert. Zusammen mit der konventionellen Dämmung leistet Schöck Isokorb damit einen unverzichtbaren Beitrag zur Energieeffizienz und zum Erreichen des Gebäudes im Passivhausstandard.

Wabenhaus „Mama“ als Pilotprojekt

Auch wenn sich das Wabenhaus in der Münchner Den-Haag-Straße bereits durch seine ausgefalle Architektur hervorhebt – die konventionelle Massivbauweise war es von Anfang an „nur“ als Pilotprojekt geplant und trägt deshalb den Namen „Mama“. Eine serielle Fertigung ist in Planung. Grund zur Freude und Hoffnung also für alle, die raus aus der Schachtel und rein in die Wabe wollen, denn alle Wohnungen im Pilothaus „Mama“ sind bereits reserviert.

 

Bautafel

Standort: Den-Haag-Straße, München – Riem Süd
Bauzeit: 2021-2023
Bauherr: Wogeno eG München
Architektur: Peter Haimerl Architektur, München (alle Leistungsphasen)
Tragwerksplanung: a.k.a. ingenieure - Beck Hintermann v. Kameke PartGmbB München
Fertigteilwerk: Sager Fertigteile GmbH, Bodenkirchen
Bauunternehmung: Baugesellschaft Rank GmbH, München
Produkte: Schöck Isokorb XT Typ Q-P, Schöck Isokorb XT Typ H

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